10 Fragen an Barbara Wedam
Barbara Wedam eröffnet am 29. September 2024 die Hernstsaison der Mahlgemeinschaft. Wir freuen uns sehr und möchten Sie anhand von 10 Fragen vorstellen!
- Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer Kirche in den nächsten 10 bis 20 Jahren und welche Herausforderungen und Chancen erwarten Sie? Mitgliederschwund und Pfarrermangel sind auch in der evang. Kirche bemerkbar, eine Herausforderung für die nächsten Jahre.
- Welche Rolle spielen technologische Entwicklungen und soziale Medien für die Verbreitung des Glaubens und die Bindung der Gemeindemitglieder? Ich glaube, der persönliche Kontakt ist durch die sozialen Medien nicht zu ersetzen. Sie können aber informieren über das, was in der Gemeinde aktuell ist.
- Wie wichtig ist die ökumenische Bewegung für die Zukunft des Christentums? Sehen Sie Fortschritte oder Hindernisse in diesem Bereich? Ich glaube, dass wir mehr und mehr draufkommen, dass wir einander brauchen. Da gab es schon große Schritte aufeinander zu, aber es ist noch Luft nach oben.
- In einer zunehmend säkularisierten Welt: Welche Strategien verfolgt Ihre Kirche, um den Glauben für jüngere Generationen relevant zu halten? Glauben kann man nicht lernen, er wird von denen weitergegeben, die ihn vorleben. Wichtig ist, dass wir über unseren Glauben reden. Und ihn glaubhaft verkündigen und leben. Ob das die Strategie meiner Kirche ist, weiß ich nicht, meine wäre es jedenfalls.
- Welche Bedeutung messen Sie dem interreligiösen Dialog bei, und wie könnte dieser die Zukunft der Kirche beeinflussen? Wir sind alle Geschwister auf dieser einen Erde, wir brauchen einander. Es ist wichtig, dass wir andere Religionen kennen, dass sie uns kennen. Dann können wir Schnittpunkte finden, wo eine Zusammenarbeit möglich und sinnvoll ist. Etwa in der Friedensarbeit. Es gibt in Feldkirch die „Kamingespräche“. Seit 20 Jahren treffen sich die Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und Religionen, um sich auszutauschen. Dabei wächst das Verständnis für andere Religionen und auch für die eigene.
- Wie kann Ihre Kirche zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie Klimawandel, soziale Ungleichheit und Frieden beitragen? Als Christinnen und Christen ist es unsere Aufgabe, uns um Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung zu kümmern. Es gibt die Diakonie, darüber hinaus viele Gemeindeprojekte im In-und Ausland. Die Gemeinden vermeiden etwa Plastikmüll und machen ihre Kirchen und Gemeindehäuser klimafit. Die Themen sind auch im Lehrplan des Religionsunterrichts verankert.
- Wie sehen Sie die Entwicklung der Rolle von Frauen und Laien in der Kirche? Gibt es Pläne oder Bewegungen, um deren Einfluss zu stärken? Die Mitglieder der Gremien der evang. Kirche (Synode, Presbyterium, Gemeindevertretung) werden demokratisch gewählt, Frauen haben die gleichen Möglichkeiten wie Männer, Pfarrerinnen gibt es ja schon lange.
- Welche Vision haben Sie für die Zusammenarbeit mit anderen christlichen Konfessionen, und wie kann diese den Glauben stärken? Das Miteinander sollte im Vordergrund stehen, das setzt aber den eigenen Glauben voraus. Aus dem Glauben heraus, weil mir der Andere wichtig ist, gehe ich auf ihn zu. Ich höre ihm zu, er hört mir zu, wir reden über unseren Glauben und gehen bestärkt auseinander.
- Wie begegnet Ihre Kirche dem Rückgang der Kirchenmitgliedschaft und der schwindenden Teilnahme am Gemeindeleben? Keine Ahnung. Manche versuchen es mit dem Bruch von Traditionen, mit Eventgottesdiensten und neuen Formaten. Das ist gut gemeint, aber ob das im Endeffekt nützt, bezweifle ich. Wenn ich in meiner Amtszeit mit Menschen geredet habe, die vorhatten aus der Kirche auszutreten, hat sie am Ehesten noch die Tatsache abgehalten, dass die Kirche mit dem Kirchenbeitrag diakonische Aufgaben erfüllen kann, dass sie sich um die Ärmsten und Schwächsten in der Gesellschaft kümmert. Das ist gelebtes Christentum, das hält viele Menschen bei der Kirche. Weil hier Reden und Handeln zusammenfallen.
- Was ist aus Ihrer Sicht das wichtigste Thema, das in der ökumenischen Bewegung angegangen werden muss, um eine größere Einheit unter den Christen zu erreichen? Wir brauchen Liebe und Geduld, damit Vertrauen wächst. Das braucht Zeit. Vieles ist schon erreicht. Darauf sollten wir schauen, nicht nur auf das, was noch aussteht. Wir sind alle Gottes Kinder, lasst uns das nicht vergessen, auch wenn wir mal anderer Meinung sind.
Frau Wedam, vielen dank für das Gespräch, wir freuen uns auf den Abend mit Ihnen!